Am 20. Januar veranstalteten NPD und JN ein Nazi-Rekrutierungs-Event in der NPD-Bundeszentrale in der Seelenbinderstraße in Köpenick. Die Mobilisierung für diesen sogenannten „Vortrags- und Gemeinschaftstag“ lief im Geheimen ab, weil alte und neue Nazis dort ungestört feiern wollten. Diesem Plan wurde aber ein Strich durch die Rechnung gemacht und mit einer antifaschistischen Kundgebung dagegen protestiert. Trotz einer Vorbereitungszeit und Bewerbung von noch nicht einmal 24 Stunden beteiligten sich 50 Antifaschist*innen am Protest. Zudem schließen sich zeitweilig zehn Anwohner*innen der Kundgebung an, einige haben sogar Kaffee und Kekse verteilt. Dies zeigt, dass der Rückhalt für die NPD in der Nachbarschaft massiv eingebrochen ist. Vor Jahren haben sich noch Anwohnende offen mit den Nazis der NPD solidarisiert, nun gab es überhaupt keinen Zuspruch mehr. Trotz mehrerer Wochen Vorbereitungszeit schafften JN und NPD nicht, mehr als 20 Teilnehmende zu ihrer Veranstaltung zu mobilisieren, davon waren alle NPD-Mitglieder.
Die antifaschistische Kundgebung hat ihr Ziel erreicht, dass das Rekrutierungs-Event nicht unbeobachtet über die Bühne gehen konnte. Noch nicht organisierte rechte Jugendliche, aber auch unpolitische Jugendliche – um die die NPD gerade in Köpenick buhlt – wurden so von einer Teilnahme abgeschreckt. Es war nicht möglich sich anonym und still und heimlich in die NPD-Zentrale zu schleichen, alle konnten sehen, wer dort ein und aus ging. Die Nazis haben dadurch ihr Ziel verfehlt: Das Anliegen der Veranstaltung, neue Mitglieder zu gewinnen, wurde nicht erreicht. Des Weiteren schreckte der antifaschistische Protest organisierte Nazis von einer Teilnahme ab, die gerade nicht in der Öffentlichkeit stehen wollen, wie die Täter, die hinter der Anschlagsserie in Neukölln und anderen Teilen der Stadt stecken. Durch die geringe Zahl an Teilnehmenden in der NPD-Zentrale und der Beobachtung, unter der sie standen, kam es zudem nicht dazu, dass Gruppen von Neonazis im Umfeld der Zentrale Menschen bedrohen und angreifen konnten, die nicht in ihre NS-Ideologie passen. Dies hat wieder einmal gezeigt wie notwendig und wichtig antifaschistischer Protest ist.
JN und NPD zeigten aber dennoch wie angepisst sie waren, nicht ungestört den Kiez um den Mandrellaplatz einnehmen zu können. So ging ein NPD-Mitglied zu Beginn gezielt in die antifaschistische Kundgebung hinein, um dort Leute anzugreifen. Der Täter trug ein Basecap mit der Aufschrift „NS“ und einem Totenkopf, der an das SS-Logo angelehnt ist. Der Berliner JN-Vorsitzende Christian Schmidt zeigte sich sofort mit dem Angriff solidarisch und leistete seinem „Kameraden“ Beistand. Die danebenstehende Polizei verhinderte weder, dass der Nazi-Angreifer in die Kundgebung lief, noch verhinderte sie den Angriff (mehrere Polizeibeamt*innen standen direkt daneben), noch nahmen sie den Täter fest. Stattdessen wurde eine an der Kundgebung teilnehmende Person gewaltsam und willkürlich festgenommen. Dieser Vorfall zeigt, dass auf die Polizei kein Verlass ist, wenn es darum geht gewalttätige Nazis an ihren Taten zu hindern. Dies wird auch durch die schon erwähnte Neuköllner Anschlagsserie deutlich, deren Täter der Polizei bekannt sind, diese aber bis heute keine Konsequenzen für ihre schweren Gewalttaten spüren mussten.
Wir bedanken uns bei allen, die dabei waren und den Plan eines geheimen Nazi-Rekrutierungs-Events durchkreuzt haben. Ob AfD oder NPD, wir werden auch in Zukunft Rekrutierungsveranstaltungen von Faschist*innen nicht ungestört über die Bühne gehen lassen und zum antifaschistischen Protest dagegen aufrufen! Und zudem muss es weiterhin heißen: Weg mit der NPD-Bundeszentrale!
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